Das erste Foto vom Verein

17 Mitglieder und zwei Boote auf dem Bootsplatz 1869

Mitglieder auf dem Bootsplatz 1869
Mitglieder auf dem Bootsplatz 1869

Das erste Foto des Frankfurter Rudervereins entstand vermutlich im Jahr 1869, als das Bootshaus noch auf der Werft Leux stand. Zwar datiert es die Chronik 60 Jahre FRV auf 1866, das ist aber kaum möglich, denn im Hintergrund sieht man bereits den erst 1868 erbauten Eisernen Steg. Dieser erhielt 1871 gotische Türmchen an den Pfeilern, die hier noch nicht sichtbar sind.

Außerdem zeigt der Hintergrund den Domturm in seiner ursprünglichen Form, nach dem Brand 1867, aber noch vor der Beauftragung des Wiederaufbaus im September 1869, denn er ist noch ohne Baugerüst.

Vorstand und Mitglieder

ErstesFotoFRV1869_Personen
… und ihre Namen

Das Bild zeigt 17 Mitglieder, die dank einer handschriftlichen Zuordnung im Archiv des Vereins auch namentlich bekannt sind, siehe nebenstehender Ausschnitt mit Legende. Im Jahr 1869 besteht der Vorstand aus den sieben Mitgliedern Wilhelm Hack, Franz Haberkorn, E. Wesche, E. Trower, Fr. Ehemann, Adolf Stiefel und Adolf Becker (60 Jahre FRV, S. 14), die hier alle abgelichtet sind. Trower tritt 1869 wegen Wohnsitzverlegung aus dem Verein aus. Zwei von ihnen, Fr. Ehemann und F. Haberkorn sowie Wilhelm Hack und Wilhelm Zahn gehören zu den Gründungmitgliedern, letzterer war auch Gründungsvorsitzender.

Wer sind nun diese Mitglieder? Die Vornamen sind zwar meist nicht oder nur als Initialen überliefert, aber aus den zeitgenössischen Frankfurter Adressbüchern lassen sich zumindest für die Mitglieder mit den ungewöhnlicheren Nachnamen recht eindeutig Berufe und Adressen finden (wobei dort nur die Haushaltsvorstände verzeichnet sind, die Mitglieder aber auch deren Söhne sein mögen):

Carl Stiefel, Kaufmann, Miteigentümer von „Stiefel & Wagner – kl. Hochstrasse 16. Baumwoll-, Woll- und Leinengarn.“

Georg Ehemann, „Steueraufseher, Ziegelhüttenweg 107“

Jul. Haberkorn, „Steueraufseher, Löherg. 7.“

Joh. Heinr. Hack, „Kfm., Schlachthausg. 15“

David Abraham Friedberg, Prokurist bei „Bettchen Friedberg, Friedbergerstrasse 37, Möbel, Betten etc.“

August Friedrich und Christian Beuthe Eigentümer, „im Braunfels, Liebfrauenberg 29. Neusilberwaren“

Gebrüder [Victor Ulysses und Dr. jur. Alfred Friedrich] Buck „Mainstrasse 18. Fabrik feiner Lederwaren nebst Commissionsartikeln“

(Krug’s Adresshandbuch von Frankfurt am Main, 1868, Dritter Teil: Handlungs-Adressbuch, und Adress- und Geschäfts-Handbuch von Frankfurt am Main, 1868/69, von A. Frenzel. Letzteres verzeichnet unter „Gesellige Vereine“ auch den „Ruder-Verein. Vorstand: [Wilhelm] Zahn, Kfm. Versammlung: Montag u. Freitag, Dreikönigstrasse 30.“) Die Mitgleider entstammten offenbar vorwiegend guten bürgerlichen Haushalten, deren Vorsteher Kaufleute oder Beamte waren.

Die ersten Boote

Das hintere Boot ist offenbar das erste eigene Boot des FRV: der Sechser mit dem Namen Gig, dessen Kiel beim Neujahrsempfang 1866 gelegt wurde und der nach zehn Jahren Betrieb 1876 zu Brennholz zerlegt werden sollte. Fertig wird das neue, von Leux für den FRV angefertigte sechsruderige Boot im April 1866. Es kann auch gesegelt werden und wird wie ein Seeschiff mit einem Rad gesteuert. Aus Eichenholz und fast neun Meter lang wiegt es rund 250 kg. Im Bug hat es eine Bank für einen Bootsmann, der bei Landungen mit einem Bootshaken mitwirkt. Eine der vorderen Sitzbänke oder „Duchten“ hat eine Öffnung für den Mast. Das Boot soll etwa 250-300 Gulden gekostet haben und wurde unter anderem mittels 40 Aktien zu je 5 Gulden von den Mitgliedern finanziert. Die Jungfernfahrt nach Offenbach dauert bei Gegenwind (und damals noch starker Strömung) von 14.30 Uhr bis 18.00 Uhr. Bei späteren Fahrten werden auch Bug- und Achteranker mitgeführt sowie ein Böller. Diese kleine Kanone wird mit Schwarzpulver geladen und zum Beispiel mit Kork gedämmt und kann von Bord aus abgefeuert werden.

Das vordere Boot hat versetzt je zwei Aufnahmevorrichtungen („Dollen“) auf der rechten und der linken Bordwand des relativ breiten Bootskörpers, ist also ein sog. „inländischer“ Riemenvierer. Freiherr von Rothschild und Vereinsgründer Wilhelm Zahn schenkten dem FRV im Jahr 1869 je einen Vierer, mit den Namen Maas und Alfred. Einer davon dürfte hier abgelichtet sein.

Bildquelle: Vereinsarchiv, 60 Jahre FRV